Jubiläen werden gerne dazu genutzt, in Dankbarkeit zurückzublicken und nach vorn zu schauen. Sie fordern aber ebenso dazu heraus, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Mit solchen Prozessen ist auch das Jubiläum der Longericher Flüchtlingsinitiative WiLo (Willkommen in Longerich), verbunden. So begingen auch wir unser Jubiläum mit einem neuen Flyer und zwei Veranstaltungen. Am 07.09. 24 feierten wir unser Jubiläumsfest im Pfarrsaal St. Dionysius. Es war ein bunter Nachmittag mit Zirkus und Tanz, vorgeführt von Gruppen und Akteur/innen des LinoClubs, des Tanz- und Bewegungsstudios Belladanza und der KG Alt-Lunke. Das Bühnenprogramm begeisterte die etwa 80 Zuschauer/innen, darunter viele Geflüchtete, mit denen die Initiative verbunden ist. So kamen viele, die von uns während ihrer Zeit im Hotel Hugo oder in der Flüchtlingsunterkunft Lindweiler Weg Begleitung erfahren haben. Sie leben heute in anderen Stadtteilen, haben aber ihre Zeit bei uns in Longerich nicht vergessen. Viele Festgäste leben bis heute in Longerich, im Lindweiler Weg oder in Wohnungen im Stadtteil. Natürlich kamen auch Ehrenamtliche, die unsere Arbeit in den letzten 10 Jahren gestaltet und geprägt haben, sei es als Lehrerinnen und Lehrer für einen niederschwelligen Deutschunterricht, als Organisatorinnen des Familiencafés oder als Menschen, die die geflüchteten Familien begleitet haben und sie immer noch unterstützen. Auch Geflüchtete selbst gehören heute zu den Ehrenamtlichen unserer Initiative. Sehr wohlwollend waren die kurzen Grußworte der Bezirksbürgermeisterin Frau Siebert und von Pfr. Bagherzadeh und Pfr. Zimmermann. Alle drei betonten die wichtige Arbeit unserer Initiative gerade in Zeiten, in denen Mitmenschlichkeit so oft infrage gestellt wird. Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. So können wir auf ein gelungenes Willkommensfest zurückblicken.
Ebenso gelungen und eindrucksvoll verlief der Abend mit dem Titel: „Licht & Schatten – Menschen mit Fluchtgeschichte erzählen vom Leben in Deutschland“, zu dem WiLo gemeinsam mit den Longericher Gesprächen am 24.09. in die Immanuelkirche eingeladen hatte. An diesem Abend erzählten 5 Menschen aus dem Iran, Irak und Syrien über ihr Leben und ihren Werdegang in Deutschland. Bereits vor 6 Jahren hatten sie dies schon einmal getan. Seit damals hat sich viel verändert. Viele haben bei uns Arbeit gefunden, einen beruflichen Aufstieg entwickelt, haben aber auch Rassismus in verschiedenen Facetten erlebt. Für Alle war das Erlernen der deutschen Sprache der wichtigste Schlüssel, um hier Fuß zu fassen. Sie haben Deutsche Freunde und Freundinnen gefunden, die sie unterstützen. An diesem Abend wurde aber auch klar, welch verheerende Konsequenzen die Kürzungen der Kommunalen – und Landesmittel in der Geflüchtetenarbeit haben werden, die der Stadt Köln bevorstehen. Mit einer solchen Politik ist kaum ein Fortschritt an Integration zu erreichen. Die Kürzungen sind auch ein Schlag ins Gesicht der vielen engagierten ehrenamtlichen Initiativen und der Hauptamtlichen, die sie bisher vonseiten der Stadt und der Wohlfahrtsverbände unterstützt haben.
Der Bedarf an ehrenamtlichem Engagement wurde ausführlich angesprochen. Hier braucht es noch mehr Menschen, die uns und die Geflüchteten unterstützen! Wenn Sie sich ehrenamtlich engagieren oder uns finanziell unterstützen möchten, finden Sie die Kontakte der Ansprechpartner unter diesem Artikel. Wir werden auch in den nächsten Jahren weiter für unsere neuen Nachbarn da sein und erleben, dass sie uns viel zurückgeben können!
Ansprechpartner:
Bernd Knorreck: Tel. 0221 8605299
Beate Schultes: Tel 0221 9578193
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